Der Planer
Existenziell

Im Hintergrund, aber nicht minder wichtig

Markus Sigrist sorgt dafür, dass die Holzbrücken für kommende Generationen erhalten bleiben. Der Projektleiter beim Tiefbauamt der Stadt Luzern ist verantwortlich für das Instandhalten der Holzbrücken.

Der planende Brückenwart

Markus Sigrist trägt grosse Verantwortung auch für die Holzbrücken. Im Gespräch erzählt er von seiner Arbeit.

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Markus Sigrist, was beinhaltet Ihre Arbeit?

Markus Sigrist: Mein Job als Projektleiter beim Tiefbauamt ist sehr vielseitig. Ich bin dafür besorgt, dass die Menschen alle Kunstbauten auf städtischem Boden sicher passieren können – von den Brücken über die Stützmauern bis zu den Uferverbauungen und Hangsicherungen. Zudem betreue ich noch Strassenprojekte.

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Was machen Sie für die Kapell- und die Spreuerbrücke?

Wir sorgen dafür, diese fachgerecht in Schuss zu halten, damit sie für die Nachwelt erhalten bleiben. Dazu gehört das Planen von Unterhaltsarbeiten.

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Ist das ein Büro- oder Outdoor-Job?

Mein Job ist Projektmanagement, ich koordiniere und leite. Ich bin 80 Prozent im Büro und 20 Prozent draussen für Abnahmen und Besichtigungen.

Ich sorge dafür, dass alle die Holzbrücken sicher passieren können.
Markus Sigrist, Projektleiter Tiefbauamt

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Was ist das Spezielle an den Brücken?

Ihr Alter. Und dass jeder ein Anrecht darauf hat. Von den Anwohnern über die vielen Touristen bis zum Umweltschutz und den zahlreichen tierischen Bewohnern sowie deren Vertreter: Es gibt sehr viele Ansprüche. Umso wichtiger ist, dass wir die Brücken fachgerecht in Schuss halten.

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Wie ist es, eine Touristenattraktion auf der Pendenzenliste zu haben?

Die halbe Welt schaut zu, was wir machen. Das habe ich schon im Hinterkopf. Mittlerweile hat der Medien-Hype etwas nachgelassen. Es hat sich etabliert, dass ich alle zwei bis drei Jahre etwas mache, das ist gut so. 2015 haben wir das Dach umgedeckt, dann das Nordportal saniert und bald steht das Südportal an. Auch die Denkmalpflege hat Vertrauen in unsere Arbeit, das ist schön.

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Welches sind die grössten Herausforderungen?

Die Brücken sachgerecht instand zu halten. Das bedeutet, über und unter Wasser zu arbeiten. Per Boot kontrollieren wir die Pfeiler und Balken von unten. Alle zwei bis drei Jahre prüfen Taucher den Zustand der Pfeiler unter Wasser. Dort sind sie am besten erhalten, weil nie Luft rankommt und sie nicht faulen können. Ausserdem spielt Sicherheit eine wichtige Rolle. Weil die Brücke immer begehbar sein muss, haben wir auch schon aufwändige Provisorien gebaut. Zudem gibt es sehr viele Anspruchsgruppen zum Abholen und Informieren.

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Zum Beispiel?

Mit der Denkmalpflege und Luzern Tourismus arbeiten wir intensiv zusammen. Daneben gibt es sehr viele Vereine und Umweltorganisationen zum Beispiel für die Fische, die Fledermäuse und für die Vögel. Auf der Kapellbrücke gibt es ausserdem Mieter, und oft interessieren sich Privatpersonen für unsere Arbeiten.

Die heikle Stelle beim Wasserspiegel ist wie Karies. Dort werden die Steinpfosten von Sand und Strömung ausgespült und die Holzpfosten angenagt.
Markus Sigrist, Projektleiter Tiefbauamt
Alle drei bis fünf Jahre...
...werden die Brückenpfeiler im Wasser saniert, die in schlechtem Zustand sind; das nächste Mal voraussichtlich im Jahr 2022.

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Welches war Ihr speziellstes Erlebnis mit einer der Brücken?

Als wir die Spreuerbrücke im Jahr 2018 sanierten, stellten wir fest, dass sich das Bauwerk im Bereich der Bogenträger auf der Seite des Mühlenplatzes durchgesenkt hatte. Deswegen mussten wir die gesamte Brücke mit hydraulischen Pressen um zirka zehn Zentimeter von unten anheben, um den einen Bogen zu entlasten und sein Widerlager instand zu stellen. Das war technisch sehr spannend.

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Was vergessen die Leute oft, wenn es um die Brücken geht?

Dass sie dauernd gereinigt werden müssen. Vögel, Mücken, Spinnennetze und Staub: Da ist im Sommer schnell alles «verhängt». Nur dass man – nicht wie zuhause – einfach schnell einmal einen Putztag einlegen kann. Alleine die Terminfindung ist nicht ganz einfach. Wir haben lediglich ein Zeitfenster von eineinhalb Monaten pro Jahr für grössere Instandstellungsarbeiten.

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Was macht Ihnen besonders Freude?

Gute Lösungen. Wenn diverse Gremien einem das Vertrauen entgegenbringen.

Massnahmen gegen Vögel
Vogelschutz und Futterstopp
Tauben und Spatzen verunreinigen die Holzbrücken stark. Wie die Stadt Luzern dagegen vorgeht.

Vogeleier werden sofort entfernt

Vogel- und Spinnenkot auf Kunstwerken und brandbeschleunigende Spinnennetze sind die grössten Herausforderungen beim Instandhalten der Brücken. Das Team von Markus Sigrist, Projektleiter Tiefbauamt der Stadt Luzern, hat deshalb einen Vogelschutz in Form einer Elektroschnur gegen das Nisten von Tauben und Spatzen installiert. Zudem entfernt die Putzequipe bei ihren Rundgängen gelegte Eier.

Füttern schadet

Da die Vögel ständig über reichlich Futter verfügen, nisten sie das ganze Jahr über. «Manchmal legen sie ihre Eier sogar aufs blanke Holz», sagt Markus Sigrist. Ein Nistplatz verschmutzt jedoch einen grossen Umkreis. «Vogelkot ist leider sehr aggressiv für die Kunstwerke wie auch für Holz und Stein.» Darum weist die Stadt Luzern auch regelmässig mit Plakaten darauf hin, warum das Füttern von Tauben nicht sinnvoll ist.

Sie sorgen dafür, dass die Luzerner Holzbrücken in vollem Glanz erstrahlen