239 Bilder aus dem Alten und dem Neuen Testament
Der Bilderzyklus der Hofbrücke umfasste die stolze Zahl von 239 Bildern mit Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament. Zweifellos war diese Bilderflut eine Reaktion Luzerns auf die Thesen der Reformatoren und vor allem auf die vehemente protestantische Bilderfeindlichkeit.
Wer das Konzept und die Inhalte entwickelte, ist unbekannt. In Frage kommt der Luzerner Stadtschreiber Zacharias Bletz, der auch Theaterstücke schrieb. Eine wichtige Rolle dürfte der Luzerner Stadtpfarrer Johannes Hürlimann gespielt haben. Er kam 1561 nach Luzern und war als prominenter Humanist und Theologe bekannt.
Bilder auf beiden Seiten der Tafeln
Anders als die nur einseitig bemalten Bilder der Kapell- und der Spreuerbrücke zeigen die Giebeltafeln der Hofbrücke auf beiden Seiten Bilder. Für die aus gehobelten und verleimten Brettern zusammengefügten Tafeln wurde einheimisches Fichtenholz bevorzugt. Die farbgebende Malschicht wurde in Mischtechnik aus Öl oder Tempera aufgetragen. Von den 239 bekannten Bildern sind sechs Tafeln mit zwöf Bildern verschwunden. Nach dem Abbruch der Brücke im Jahr 1852 lagerte der Bilderzyklus in verschiedenen Depots. Von 1997 bis 2001 wurde er konserviert und inventarisiert. Heute befindet er sich im Kulturgüterschutzraum des Stadtarchivs Luzern.
Der Weg von der
Hofkirche zur Stadt
Der Weg von der Stadt zur Hofkirche
Ein geheimnisvoller Maler aus Holland
Die an der Entstehung des Bilderzyklus› beteiligten Künstler sind schwer zu identifizieren, weil viele Bilder während Renovationen teilweise übermalt worden waren. Stilvergleiche weisen auf den in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Luzern tätigen Maler Martin Moser und seine Werkstatt hin. Die meisten Bilder sind auf die Jahre zwischen 1571 und 1578 datiert. Viele sind dem holländischen Maler Johannes von Leiden zuzuschreiben. Seine Signatur findet sich auf einem Bild. Archivalisch ist er nicht belegt, doch lassen sich seine eleganten Figuren und bezaubernden Landschaften gut beschreiben.
Optische Predigt und gemaltes Theater
Die Auftraggeber des Staates und der Kirche schufen mit der bilderreichen Ausschmückung der Hofbrücke ein Medium, das einfach und eingängig die alten Glaubenswahrheiten darstellte. So geriet denn dieser gemalte Heilsweg für die damaligen Kirchgänger und Kirchgängerinnen zur optischen Predigt. Sie wurde ergänzt durch die machtvolle Präsentation derselben Glaubensinhalte im zeitgenössischen Theater anlässlich der mitten in der Stadt aufgeführten Luzerner Osterspiele. Zahlreiche Bilder nehmen die in den Theatertexten beschriebenen Szenen auf.
konserviert und inventarisiert worden.