Bilderzyklus der Kapellbrücke

Kunst in den Giebeln,
teilweise zerstört

Der Grossteil der Dreieckbilder der Kapellbrücke
fiel dem Brand von 1993 zum Opfer. Hier können
Sie die Kunstwerke trotzdem bestaunen.

Die Eidgenossenschaft,
Leodegar und Mauritius

Der Bilderzyklus der Kapellbrücke zeigt Szenen aus der Geschichte der Eidgenossenschaft sowie das Leben der Stadtheiligen Leodegar und Mauritius.

Um 1580 war der biblische Bilderzyklus auf der Hofbrücke vollendet worden. Offensichtlich erfolgreich, denn kurz darauf begann der Luzerner Stadtschreiber Renward Cysat, Konzepte für ein Bildprogramm für die Kapellbrücke zu schreiben. 1599 unterbreitete er seinen Vorschlag den Räten. Sie beschlossen, die Kapellbrücke sei ebenfalls mit einem Bilderzyklus auszustatten. Dieser sollte keine religiösen, sondern ausschliesslich weltliche Bilder enthalten. 1611 entschied sich der Rat für die Ausführung. Alle Ratsmitglieder wurden eingeladen, Bildtafeln zu stiften. Üblicherweise bezahlte eine Stifterfamilie gleich zwei Tafeln beidseits desselben Bildes. Ihre Wappen und Inschriften sind deswegen einmal im landesgeschichtlichen Zyklus und einmal im Leodegar- oder Mauritiuszyklus zu sehen.

Drei verschiedene Bilderzyklen

Gemeinsam mit dem literarisch interessierten Luzerner Ratsherrn Hans Rudolf Sonnenberg verfasste Renward Cysat die Verse, die als Bildunterschriften die dargestellten Themen erklären. Ausgehend vom linken Reussufer stellten rund 76 Bildtafeln landesgeschichtliche Szenen dar. Vom rechten Reussufer her wurde mit 40 Tafeln das Leben des Heiligen Leodegar und anschliessend auf 29 Bildern die Legende des zweiten Stadtheiligen Mauritius erzählt. Auf den beiden Stirnseiten der Brücke eröffneten die Luzerner Wappenpyramide den Bilderweg. Dazu kam ein vom päpstlichen Nuntius gestiftetes Gemälde. Er residierte damals in Luzern.

Gemalte Politik

Der Bilderzyklus der Kapellbrücke ist eng mit der Geschichte der Eidgenossenschaft und des benachbarten Auslands verknüpft. Lässt man die politischen Ereignisse der Zeit zwischen 1560 und 1620 Revue passieren, wird verständlich, warum die Bilderfolge in dieser Art entstanden ist. Die politisch unsichere Epoche war innenpolitisch dominiert von konfessionellen Disputen und aussenpolitisch beeinflusst von wechselnden Bündnissen zwischen Frankreich, Spanien, Savoyen und dem Papst. Die ausführliche Darstellung des französischen Heiligen Leodegar war eine Hommage an den französischen König, in dessen Solddienst zahlreiche Luzerner standen. Die eloquente Würdigung des im Wallis hingerichteten Thebäerheiligen Mauritius bezog sich direkt auf den wichtigen katholischen Bündnispartner Savoyen.

Das Kapellbrücken-Gemälde «Die älteste, aufgrund des Lichtes benannte Stadt Luzern» zeigt alle drei Luzerner Holzbrücken.
86 Dreieckbilder...
...der Kapellbrücke sind beim Brand von 1993 teilweise oder vollständig zerstört worden.

Der beste Maler

Es darf davon ausgegangen werden, dass die Ausführung des gesamten Zyklus› dem damals bedeutendsten Luzerner Maler Hans Heinrich Wägmann übertragen wurde. Ihm wurden 1614 jene vier Tafeln bezahlt, welche die Obrigkeit gestiftet hatte. Zudem sind drei seiner Zeichnungen erhalten, die Entwürfe für die Kapellbrückenbilder darstellen. Da die Tafeln mehrfach renoviert und übermalt worden sind, ist es schwierig, Handschriften einzelner Künstler zu definieren. Nur die Malweise von Hans Heinrich Wägmann lässt sich näher beschreiben und auch jene von Hans Jakob Wysshaupt, dessen elegante, tänzelnde Figuren gelegentlich erscheinen. Ohne Zweifel waren aber auch weitere lokale Maler an der Herstellung der Brückenbilder beteiligt.

Hier sehen Sie alle

Die Bilder auf der Kapellbrücke sind kunsthistorisch bedeutend und gehören zu den Wahrzeichen der Stadt Luzern. Seit Jahrhunderten werden sie von Fachleuten und Reisenden aus der ganzen Welt betrachtet und kommentiert. Der Brand der Brücke in der Nacht vom 17. auf den 18. August 1993 zerstörte rund zwei Drittel der Bilder. Zwei Jahre zuvor waren sie glücklicherweise professionell fotografiert worden. Diese Aufnahmen und damit alle vor 1993 vorhandenen Kunstwerke sind hier wiedergegeben.

Der Weg vom Freienhof
zur St. Peterskapelle –
vom linken zum
rechten Reussufer

Der Weg von der
St. Peterskapelle zum Freienhof – vom rechten zum linken Reussufer
Der Bilderzyklus ist eng
mit der Geschichte der Eidgenossenschaft und
des benachbarten
Auslands verknüpft.
Heinz Horat, Kunsthistoriker und Buchautor

Buchtipp

Heinz Horat hat sich im Auftrag der Stadt Luzern intensiv mit der Geschichte der Kapellbrücke und den Dreieckbildern auseinandergesetzt. Entstanden sind zwei Sachbücher, die als Standardwerke bezeichnet werden dürfen.

Die Bilder der Kapellbrücke in Luzern, Band I, Geschichte, Konzepte, Künstler, Ikonografie, Verlag Hier und Jetzt, 2015, ISBN 978-3-03919-368-4

Die Bilder Kapellbrücke in Luzern, Band II, Die Gemälde, Verlag Hier und Jetzt, 2015, ISBN 978-3-03919-368-4

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