Bilderzyklen in seltener Form
die Gemälde auf eine spezielle Art.
Die drei Bilderzyklen der Holzbrücken von Luzern sind weltweit einmalig. Bildergeschichten im öffentlichen Raum und dreieckige Bilder sind in der Kunstgeschichte rar. Aussergewöhnlich ist auch, wie diese Zyklen mit gesamthaft über 460 Bildern geplant und ausgeführt worden waren.
Die Vorgehensweise wurde mit der Entstehung des ersten Bilderzyklus auf der Hofbrücke um 1550 entwickelt. Die Stadtregierung – in diesem Fall wohl die kirchliche und die weltliche Obrigkeit – beschloss, die Hofbrücke mit Bildern auszustatten. Sie sollen geschützt in die Giebel gehängt werden und den Kirchgängerinnen und Kirchgängern biblische Geschichten erzählen.
Gemälde aus dem Bilderzyklus der Hofbrücke
Eine Public-Private-Partnership
Einige wenige Bilder bezahlte die Regierung selbst. Sie wählte auch den Entwerfer der Bildinhalte, den Spruchverfasser und die Maler aus. Dann wurden die Ratsfamilien eingeladen, Bilder zu stiften, vorgegebene Bildthemen auszuwählen, einen Maler zu bestimmen und die Bilder zu bezahlen. Dafür durften sie sich in den unteren Ecken der Tafeln mit ihren Familienwappen und mit der Nennung ihrer Namen präsentieren. Dreissig Jahre später waren alle ungefähr 240 Bilder fertiggestellt.
Das Ergebnis fand so viel Gefallen, dass kurz darauf ein zweiter Zyklus für die Kapellbrücke in Angriff genommen wurde. Ratsbeschlüsse legten ausdrücklich fest, die Stifter seien gehalten, Themen aus einer Liste auszuwählen und Bilder in Auftrag zu geben, wobei am Konzept des Zyklus nichts verändert werden durfte. Schliesslich entstand in derselben Manier der letzte Zyklus auf der Spreuerbrücke, der um 1637 vollendet war.
Bildaufbau mit Haupt- und Nebenszene
Die Tafeln stellen die Themen so dar, dass die dreieckige Form der Bilder gestalterisch genutzt wird. Die Hauptszene steht im Vordergrund. Ins Dreieck öffnet sich eine architektonische Perspektive oder eine weite Landschaft. Dramatischere Darstellungen nutzen die Spitze des Dreiecks aus, um die Hauptfigur dominant zu positionieren. Neben der Haupthandlung sind häufig noch kleinere, zurückgesetzte Nebenszenen auszumachen, oder dieselben Figuren tauchen mehrmals auf.
Auf dem schwarzen Bildrahmen erklärt ein zwei- bis vierzeiliger Vers das Thema, wobei der Inhalt dieses Verses nicht immer mit der Bildgestaltung übereinstimmt. Die Spruchdichter hatten sich offensichtlich nicht sehr genau mit den Malern abgesprochen.
Die Spruchdichter haben sich offensichtlich nicht sehr genau mit den
Malern abgesprochen.Heinz Horat, Kunsthistoriker und Buchautor