Die Förderung erneuerbarer Energien und der Schutz von Tier und Umwelt sind für uns Anspruch und Motivation zugleich.René Buob, Leiter Netz- und Kraftwerksführung ewl energie wasser luzern
Inspektion und Wartung
Auf ihrem täglichen Rundgang inspizieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ewl die Anlage, führen Sichtkontrollen durch, prüfen Öldruck, schmieren Lager und erledigen allgemeine Reinigungsarbeiten.
Die Revisionsarbeiten an den Turbinen orientieren sich an den Herstellervorgaben. Nach 100’000 Betriebsstunden, was ungefähr 11,5 Jahren Dauerbetrieb entspräche, müssen die Turbinen revidiert werden. Im Zuge einer mehrjährigen Erneuerungsplanung werden sukzessive elektronische und mechanische Einrichtungen modernisiert, um einen sicheren und zuverlässigen Betrieb der Anlage aufrecht zu erhalten.
Wahrlich ein Knochenjob
In den vergangenen Jahren hat der Wuchs von Wasserpflanzen stark zugenommen. Gründe sind mehr Sonnenstunden und die damit verbundene Wassererwärmung, insbesondere im Bereich des Seebeckens. Im Spätsommer werden ganze Seegras-Teppiche von mehreren Metern Durchmesser vom Vierwaldstättersee her angeschwemmt und verstopfen die vorgelagerten Einlaufrechen. Wenn der benötigte Durchlauf nicht mehr funktioniert, schalten die Maschinengruppen automatisch ab. Ein Gartenbauunternehmen entfernt im Herbst täglich mehrere hundert Kilo Seegras.
Eigenartiges Schwemmgut
Für Ludwig Hafner, Fachspezialist Inspektion und Wartung bei ewl, ist das Kleinwasserkraftwerk Mühlenplatz eine Herzensangelegenheit. Fast täglich kümmert er sich zusammen mit seinen Kollegen liebevoll und mit viel Hingabe um die Anlagen. Ein zuverlässiger und effizienter Betrieb ist ihm wichtig.
Natürlich muss er den Einlaufrechen hin und wieder von Schwemmgut, Unrat und toten Fischen oder Enten befreien. Sonderbare Gegenstände verfangen sich hier hauptsächlich während der Fasnacht: «Einmal mussten wir ein mobiles Toilettenhäuschen entfernen. Wir haben auch schon ganze Festbankgarnituren oder einen Heuballen aus dem Wasser gefischt.» Mit einem Lachen im Gesicht und einer Ölkanne in der Hand verschwindet er wieder im markanten roten Maschinenraum.
Im Winter herrschen bessere Bedingungen
Im Sommer, bei geöffnetem Nadelwehr, ist das Gefälle eher klein (ca. 60 Zentimeter). Im Winter, wenn das Nadelwehr die Reuss mehr staut, ist das Gefälle mit zu zwei Metern hingegen grösser, so dass trotz gesamthaft weniger Wasser eine höhere Leistung erzielt werden kann. Mehr als die Hälfte der Jahresproduktion des Kraftwerks Mühlenplatz wird deshalb im Winter gewonnen.
Beträgt die Höhendifferenz weniger als 60 bis 80 Zentimeter, stellt die Anlage ab. Nach Absprache mit dem Zimmerwerk kann auf Segelbetrieb gestellt werden. Die Anlage produziert keinen Strom mehr.
Ökologische Aufwertungen
Die Fischtreppe gewährleistet die Fischgängigkeit
«Ein Wasserkraftwerk muss zahlreiche gesetzliche Vorgaben erfüllen. So sind wir zum Beispiel verpflichtet, die Fischgängigkeit zu gewährleisten», sagt René Buob, Leiter Netz- und Kraftwerksführung bei ewl.
Der Fischpass sichert die ökologische Vernetzung zwischen Reuss und Vierwaldstättersee. Es gibt Fischarten, die in ihrem Lebenszyklus fliessendes und stehendes Wasser brauchen. Wehranlagen und Turbinen unterbrechen die Wanderung dieser Fische zwischen der Reuss und dem See. Der Fischpass ermöglicht es den Fischen, dieses technische Hindernis zu überwinden. Im Kraftwerk wurde ein Fischfenster eingebaut, durch dessen Panzerglas die wandernden Fische im Fischpass beobachtet werden können.
Seeforellen verlassen im Herbst den Vierwaldstättersee, um sich im November und Dezember in der Reuss fortzupflanzen. An kiesigen Stellen deponieren sie ihren Laich und kehren nach der Eiablage wieder in den See zurück. Die jungen Seeforellen bleiben ein bis zwei Jahre in der Reuss, um dann in den See aufzusteigen. Drei Jahre später kehren auch sie als fortpflanzungsfähige Elterntiere in die Reuss zurück. Der Lebenskreis hat sich damit geschlossen.
Steigen Fische Treppen hoch?
Die Energie-Tatorte-Trails der Stadt Luzern beginnen beim Kleinwasserkraftwerk Mühlenplatz. Können Sie alle Rätsel lösen?
Ein Laufsteg für den Biber
In der Schweiz leben ungefähr 3500 Biber, rund 75 davon im Kanton Luzern. Die meisten hiesigen Biberreviere sind im Bereich der Reuss und deren Seitenbäche angesiedelt. Auf der Suche nach einem geeigneten Lebensraum schwimmen die Tiere oft flussaufwärts. Auf ihrer Wanderung stellt das Kleinwasserkraftwerk Mühlenplatz ein unüberwindbares Hindernis dar. Das veranlasst die Nager dazu, den weiträumigen und lebensgefährlichen Umweg über Land anzutreten.
Pro Natura und die Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern haben das Projekt «Biberrampe» ins Leben gerufen. Ein hölzerner Auf- und Abstiegssteg mitten im Kleinwasserkraftwerk ermöglicht den geschützten Wildtieren eine sichere Wanderung flussauf- und abwärts. Die installierte Fotofalle mit Bewegungsmelder dokumentiert die Wege der Biber.