Kapellbrücke Luzern Schweiz See Schwäne
Leben auf den Brücken

Heimat einer vielfältigen Tierwelt

Es kreucht und fleucht rund um die Kapellbrücke. Ob Wasserfledermaus, Alpensegler oder Brückenspinne: So ein offenes Holzbauwerk bietet Unterschlupf für ganz schön aussergewöhnliche Tierarten.

Tierische Untermieter

Um sie zu finden, braucht es Geduld, gute Augen und spitze Ohren: Welche Tiere es auf der Kapellbrücke zu entdecken gibt und wer in den Ritzen der Brückenpfeiler wohnt.

Auf dem Dach die Möwen und die Flechten, im Wasser die Algen und die Seeforellen: Auch die Kapellbrücke trägt einen massgeblichen Teil zur städtischen Biodiversität bei.

Da leben direkt unter dem Brückenboden – ganz unbemerkt von den Passantinnen und Passanten – Fledermäuse, und der Wasserturm beherbergt die grösste Alpensegler-Kolonie des Kantons Luzern. Insekten gibt es hier jedenfalls genug für alle. Und wer an der Brüstung steht, entdeckt die eine oder andere Seeforelle oder beobachtet eine Reiherente bei ihrem Tauchgang.

weisser Bauch unterscheidet Alpensegler von kleineren und häufigeren Mauerseglern
Der weisse Bauch unterscheidet den Alpensegler vom kleineren und häufigeren Mauersegler.
Alpensegler mit schmalen, sichelartigen Flügeln und Spannweite bis zu 60 cm.
Mit seinen schmalen, sichelartigen Flügeln und einer Spannweite von bis zu 60 Zentimetern ist der Alpensegler optimal ans Fliegen angepasst.

Ein Leben in der Luft

Die imposanten Flugspiele der Alpensegler an schönen Sommerabenden sind legendär. Mit typischem Trillerruf umkreisen sie in den Abendstunden den Wasserturm, steigen immer wieder in grössere Höhen und lassen sich fallen. Es ist das Schlafen-Gehen-Ritual der Kolonie. Die perfekt an das Leben in der Luft angepassten Alpensegler bleiben dem gewählten Nistplatz und ihrem Brutpartner ein Leben lang treu. Seit Jahrzehnten brüten im Dachraum des Wasserturms Brutpaare. Im oberen, hölzernen Teil des Turms direkt hinter der Aussenwand befinden sich die meisten Brutplätze.

Die Vögel kehren im April aus ihren Winterquartieren im tropischen Afrika zurück und läuten den Frühling in Luzern ein. Als Jäger von Fluginsekten finden sie bei uns nur im Sommer genügend Nahrung. Ob fressen oder schlafen: Selbst im Dauerflug können die Tiere ihre Körperfunktionen aufrechterhalten. Alpensegler sind auf der «Roten Liste» als potenziell gefährdet aufgeführt.

Alpensegler beobachten

  • Während der Brutsaison von Mai bis Anfang August
  • Die Morgen- und Abendstunden eignen sich besonders gut
  • Am besten von der Bahnhofstrasse aus, zwischen Kapell- und Seebrücke
  • Speziell attraktiv sind die Flugspiele der Alpensegler an schönen Sommerabenden
  • In Schlechtwetterphasen kann es sein, dass sie weit entfernte Nahrungsplätze aufsuchen und während mehreren Tagen abwesend sind
Die grösste...
... Alpensegler-Kolonie des Kantons Luzern brütet im Wasserturm.

Geschnatter im Winterquartier

Möwen, Enten, Schwäne und Taucher: Tausende Wasservögel verbringen alljährlich den Winter inmitten der Stadt Luzern. Im Sommer sind es nur einige Hundert. Diese Schwankung hängt mit dem Wanderverhalten der Wasservögel zusammen. Im klaren, nur wenige Meter tiefen Wasser gedeihen Laichkräuter und Armleuchteralgen prächtig. Diese bilden zusammen mit den Wandermuschelbänken die Nahrungsgrundlage der Wasservögel.

Beim Wasserturm sind im Winterhalbjahr oft Reiher- und Tafelenten zu entdecken, die in der Reuss nach Wandermuscheln tauchen und sich im Strömungsschatten des Wasserturms ausruhen. Nebst Dutzenden von Schwänen gibt es im Reussabschnitt zwischen Wasserturm und Jesuitenplatz auch Blässhühner und Stockenten zu sehen, während die Lachmöwen in Reih und Glied auf dem Dach der Kapellbrücke sitzen. Hie und da setzt sich sogar eine Sturm- oder Mittelmeermöwe dazwischen.

 

Wasservögel beobachten

  • Ideal im Winterhalbjahr von Mitte November bis Mitte Februar
  • Zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter
  • Auch bei Schlechtwetter sind besondere Entdeckungen möglich
  • Vom Rathaussteg aus lässt sich der Reussabschnitt gut überblicken
  • Tipp: Mit dem Feldstecher wird das Beobachten noch spannender

 

Urbaner Wildvogel

Sie sind einfach überall: Die gurrenden, trippelnden Stadttauben sind kaum mehr aus einer Stadt wegzudenken. Ihre Gefiederfärbung ist extrem vielfältig. Viele Tauben ähneln ihren Vorfahren, den Felsentauben. Sie sind hellgrau mit schwarzen Flügelbinden. Andere zeigen Merkmale von eingekreuzten Haustauben. Tauben verfügen über eine erstaunliche Wahrnehmung und sind sehr intelligent. Bei Nahrung und Brutplatz sind sie allerdings wenig wählerisch. Die ehemaligen Körnerfresser sind zu Allesfressern geworden und finden bei uns genügend Nahrung, um ganzjährig zu brüten.

Gut gemeint, aber kontraproduktiv
Füttern nicht erwünscht
Die Fütterung von fliegenden Stadtbewohnern ist wenig hilfreich. Langfristig leiden die Tiere eher darunter.

Nicht auf Futter angewiesen

Tierbeobachtungen machen Freude und ermöglichen Einblicke ins Verhalten der Tiere. Wasservögel sind aber nicht auf unser Futter angewiesen. Im Gegenteil: Das gutgemeinte Füttern fördert die Übertragung von Krankheiten. Zudem werden so Ratten und Tauben gleich mitgefüttert, die sich in Folge unkontrolliert vermehren.

Schlechter Dienst

Mit dem Füttern von Tauben erweisen die Tierfreunde ihren Lieblingen einen schlechten Dienst. Werden die Vögel gefüttert, vermehren sie sich stark und leben zwangsläufig enger zusammen. Krankheiten und Parasiten können sich einfacher ausbreiten, was sich negativ auf den Gesundheitszustand der Tiere auswirkt. Mit dem Projekt «Stadttauben Luzern» ruft die Stadt deshalb die Bevölkerung dazu auf, Tauben nicht zu füttern. In der Stadt Luzern sollen weniger, dafür gesündere Tauben leben.

Die Netzkünstler

Die Brückenkreuzspinne ist nachtaktiv und hält sich tagsüber in ihrem Schlupfwinkel auf. Gut sichtbar sind aber ihre grossen, kreisförmigen Radnetze. Sie ist eine verbreitete und häufige Spinnenart, die sich vorwiegend an Brücken in der Nähe von Gewässern aufhält.

Sie sind sehr gesellig. Die Brückenkreuzspinne baut ihr Netz gern neben Lichtquellen wie zum Beispiel der Beleuchtung auf der Kapellbrücke, wovon nachtaktive Insekten angelockt werden. Wer das alles wegputzt und warum das sein muss.

Die Artenvielfalt auf den historischen Holzbrücken freut nicht alle

Vorsicht ätzend

Kot von Vögeln und Spinnen auf Kunstwerken, Stein oder Holz beschädigt deren Oberfläche. Spinnennetze beschleunigen im Brandfall das Feuer wie Zunder.

Unter den Brücken floriert das Leben

Unbemerkt von den meisten Passanten herrscht auch unter den Holzbrücken lebendiges Treiben. Nur wer aufmerksam ist, bekommt Fische und Fledermäuse zu sehen.

Mehr als Egli, Felchen, Forelle und Hecht

Von den 35 Fischarten des Vierwaldstättersees könnte von jeder immer wieder mal ein Exemplar unter der Kapellbrücke durchflitzen. Einige davon sind gefährdete oder sogar vom Aussterben bedrohte Arten. Wie die Nase, deren Bestände in den letzten Jahrzehnten drastisch abgenommen haben.

Ebenfalls stark gefährdet sind die heimischen Seeforellen. Diese steigen zur Fortpflanzung nicht wie üblich in das Gewässer ihrer Herkunft auf, sondern schwimmen zum Laichen flussabwärts in die Reuss. Eine lokale Eigenheit. Mit geübten Augen sind im November und Dezember sogar Seeforellen bei der Fortpflanzung zu beobachten.

Fische beobachten

  • Von Frühling bis Spätherbst
  • Vom Tageslicht abhängig, aber bei jedem Wetter möglich
  • Von der Kapellbrücke aus ist gut zu beobachten, wie Barben am Grund der Reuss nach Nahrung suchen
  • Im Winter, bei kalten Wassertemperaturen, sind die Fische kaum aktiv

Die Jägerin der Nacht

Tagsüber ruhen sie in ihrem Versteck unter der Kapellbrücke. Abends jagen sie über die Wasseroberfläche der Reuss. Ungeachtet des Getrampels über ihnen, ziehen Wasserfledermäuse hier Sommer für Sommer ihre Jungen auf. Fledermäuse benutzen immer wieder dieselben Quartiere, wo sie kopfüber schlafen. Trotz ihrer geringen Körpergrösse hat die Wasserfledermaus ordentlich Appetit – rund 500 Mücken frisst sie pro Jagdflugstunde.

Ihre Beute findet sie mit Hilfe der Ultraschall-Echoortung. Das heisst: Sie ruft pausenlos, für den Menschen nicht hörbare, Signale in die Nacht. Die Signale treffen auf ein mögliches Beutetier und kommen als Echo zurück. Die Wasserfledermaus ist wie alle Fledermausarten gesetzlich geschützt und gilt als gefährdet. Wer sich für ihren Schutz einsetzt und wieso das wichtig ist, erfahren Sie hier.

Wasserfledermaus Myotis daubentonii lebt unter Kapellbrücke Luzern

Wasserfledermäuse beobachten

  • Von Mai bis Anfang September
  • Am besten geeignet ist warmes und windstilles Wetter ohne Regen
  • Bei fortschreitender Dämmerung fliegen die Wasserfledermäuse aus ihrem Quartier unter der Brücke aus
  • Vom Rathausquai oder dem Vorplatz der St. Peterskapelle lassen sie sich gut beobachten. Dabei die Brüstung der Kapellbrücke und die Wasseroberfläche im Auge behalten.
  • Auf der Kapellbrücke sind mit gut gespitzten Ohren bereits vor dem Ausflug Soziallaute hörbar
Auch diese Personen sind für die Luzerner Holzbrücken im Einsatz
Fledermäuse Kapellbrücke Luzern
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